Deutschlands Imame sollen neu eine Hochschulausbildung absolvieren. An deutschen Unis sollen Islam-Institute, und damit die islamische Theologie, ausgebaut werden. Nach dem vom Wissenschaftsschaftrat verabschiedeten Konzept sollen an mehreren staatlichen Universitäten Zentren für Islamstudien entstehen mit dem Ziel, Imame und Religionslehrer auszubilden. Damit soll die glaubensorientierte Forschung und Lehre gestärkt werden. Die Aufgabe des Wissenschaftsrates ist es, Empfehlungen zur inhaltlichen und strukturellen Entwicklung von Wissenschaft, Forschung und des Hochschulbetriebes zu erarbeiten.
In den Universitäten haben die Kirchen in Bezug auf die christliche Theologie, deren Forschung und Lehre, ein Mitspracherecht. Da der Islam über eine grundsätzlich verschiedene Struktur als die Kirche verfügt, welche nicht hierarchisch ist, sollen Beiräte gebildet werden, welche bei der Gestaltung der Studiengänge und der Wahl von Lehrpersonal und Wissenschaftlern mitbestimmen können. Den Beiräten sollen Vertreter der muslimischen Verbände, islamische Gelehrte und bekannte Persönlichkeiten angehören.
Dieser Plan wurde von den Vertretern deutscher Muslime positiv aufgenommen; sie haben ihre Mitarbeit angeboten. Bis jetzt kamen die meisten Imame aus dem Ausland und hatten oft nicht viele Kenntnisse über die Verhältnisse in Deutschland. Es wurden schon mehrere Schritte unternommen, um dies zu verbessern, so entstand z. B. eine Zusammenarbeit von Ditip und dem Goethe-Institut, um die Deutschkenntnisse der zukünftigen Imame zu verbessern.
Ali Kızılkaya, Vorsitzender des Islamrates, äußerte sich positiv über dieses neue Konzept: "In Deutschland ausgebildete Imame kennen die Menschen und die Verhältnisse hier besser". Auch Bekir Alboğa, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, teilte diese Haltung und betonte, dass der Rat schon bei der Planung der Lehrstühle mitsprechen wolle. Die Bundesbildungsministerin Annette Schavan begrüßte die Forderung des Wissenschaftsrates ebenso. Sie betonte, dass die Ausbildung von Islamwissenschaftlern und islamischen Religionslehrern deswegen so wichtig ist, da die Zahl von Kindern und Jugendlichen islamischen Glaubens stetig zunimmt.
Süddeutsche Zeitung