Kinder in der Erziehung des Propheten Mohammed (sav)

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Mittwoch, 28. April 2010

Kinder in der Erziehung des Propheten Mohammed (sav)

ImageDas Interesse des Propheten an Kindern in seinem Umfeld begann bereits mit deren Geburt. Er las neugeborenen Kindern den Adhan (Gebetsruf) ins Ohr, gab ihnen Namen, änderte ungünstige Namen um und brachte für sie eine Opfergabe (aqiqa). Bei der Geburt seines Enkelsohnes hatte der Prophet ihm in beide Ohren den Adhan gesprochen. Als Mohammed (sav) seinem Sohn Ibrahim den Namen gab, erklärte er seinen Gefährten: „Heute Nacht bekam ich einen Sohn. Ich gab ihm den Namen meines Ahnen Ibrahim!“ [1]

Seinen Enkelsöhnen Hasan (ra), Husain (ra) und Muhassin (ra) wurde anfangs der Name Harb (Krieg) gegeben; Mohammed (sav) hielt diesen für unpassend und änderte diesen Namen.

Das mit der Geburt beginnende Interesse des Propheten an diesen Kindern währte immer fort. Der Prophet spielte zuhause mit ihnen, legte sie sich auf seinen Bauch, nahm sie auf den Rücken und amüsierte sich mit ihnen. Es kam sogar vor, dass die Kinder während des Gebetes auf seinen Rücken stiegen. Eines dieser Kinder war Umama (ra), die Tochter Zaynabs (ra), die Enkeltochter des Propheten. Er nahm sie während des Gebetes auf die Schultern, legte sie beim Beugen auf den Boden und beim Erheben nahm er sie dann wieder auf die Schultern. [2] Es kam auch vor, dass Hasan und Husain während des Gebetes auf den Rücken des Propheten kletterten. Mohammed (sav) legte sie dann beim Aufrichten sanft auf den Boden. Und wenn er sich wieder niederbeugte, stiegen sie erneut auf seinen Rücken, dies machten sie solange, bis das Gebet endete. Und anstatt böse auf sie zu sein, nahm er sie anschließend auf seinen Schoß. [3]

Einst kletterte Hasan oder Husain während des Gebetes auf die Schulter des Propheten und dieser verweilte so lange in der Beuge, bis das Kind wieder abstieg. Als Mohammed (sav) eines Tages Datteln verteilte, setzte er Hasan auf seinen Schoß, und als er fertig war, nahm er ihn auf die Schultern. [4] Und al-Bara’ (ra) berichtet, wie er Hasan auf seinen Schultern trug und sagte „O Allah, Ich liebe diesen Jungen. So liebe  ihn auch!“ Auch beim Reiten waren die Kinder stets in der Nähe des Propheten gewesen. Bei der Eroberung Mekkas war sein Enkelsohn Ali, das Kind Zaynabs, mit ihm in seinem Zelt verblieben. Der Prophet zeigte bei jeder Gelegenheit seine Vorliebe für seine Kinder und Enkelkinder.

             Einst trug der Prophet Hasan auf der einen und Husain auf der anderen Schulter und verteilte beiden Küsse und näherte sich so seinen Gefährten. [5] Bei einer seiner Freitagspredigten (khutba) sah der Prophet seine Enkelsöhne Hasan und Husain in die Moschee kommen und hielt inne, stieg herab und nahm sie auf den Schoß. [6] Jedes Mal, wenn Fatima (ra) ins Zimmer kam, erhob sich der Prophet, nahm ihre Hand, küsste sie und setzte sie neben sich. Und genauso verhielt sich auch Fatima gegenüber dem Propheten. [7]

Abu Hurayra berichtet: Ich war mit dem Gottesgesandten auf einem Markt gewesen. Wir hatten uns getrennt. Er (ging nachhause zu Fatima und) fragte dreimal; „Wo ist der Schlingel?“ und ließ Hasan rufen. Und als dieser kam, hatten beide die Arme aufgerissen und sich umarmt und geküsst und der Prophet sagte „O Allah, wahrlich, ich liebe diesen Jungen. So liebe ihn und auch diejenigen, die ihn lieben!“ [8] Etwas Ähnliches war unterwegs zu einem Empfang geschehen. Der Prophet Mohammed (sav) ging zu einer Einladung und sah unterwegs Husain draußen spielen, ging vor, öffnete seine Arme und umarmte und küsste ihn. Anas (ra) berichtet beispielsweise darüber, wie Mohammed (sav) seinen Sohn Ibrahim (ra) umarmte und küsste.

Die Liebe und Zuneigung des Propheten war manchen Gefährten aufgefallen. Al-Akra’ b. Habis sah, wie er Hasan küsste und sprach; „Wahrlich, ich habe 10 Kinder und ich habe noch keines geküsst!“ und Mohammed (sav) antwortete: „Wer keine Milde zeigt, wird keine Milde erhalten.“

            Wenn der Prophet sich auf eine Reise begab, ging er zuletzt bei Fatima vorbei und bei seiner Rückkehr besuchte er sie zuerst. Er wurde bei seiner Rückkehr jedes Mal von den Kindern seiner Familie empfangen, fragte jedoch stets auch nach den anderen Kindern. Als z. B. Ruqayya (ra), seine Tochter, mit ihrem Mann Uthman nach Äthiopien auswanderte, erhielt der Prophet eine Weile keine Nachricht mehr von ihnen und fragte jeden, der aus der Gegend kam, nach Neuigkeiten.

            Einst erkrankte Fatima und er besuchte sie gemeinsam mit Ma’kil b. Yasar besuchen. [9] Mohammed (sav) pflegte bei Kummer innerhalb der Familie stets bei seinen Kindern zu sein. Als Fatima und Ali einst zerstritten waren, ging er zu ihnen und versöhnte sie wieder miteinander.

            Traurige Momente sind insbesondere Todesfälle. In solchen Momenten war der Prophet stets bei seinen Kindern. Als Ruqayya starb, setzte er sich an ihr Grab. Auch Fatima war bei ihm und weinte. Und Mohammed (sav) nahm ein Tuch und trocknete ihre Tränen. [10] Einst lag eine seiner Töchter im Sterben; er nahm sie in die Arme und drückte sie an seine Brust und weinte, als sie in seinen Armen starb. [11] Als Umm Kulthum begraben wurde, verordnete er, die Lücken (des Grabes) mit Erde zu füllen, und sprach: „Dies ist nicht von besonderem Nutzen, erfreut aber die Verbliebenen!“ [12] Eine weitere Zuneigung zu seinen Kindern ist darin zusehen, wie der Prophet seine Kinder in verschiedenen Situationen in Schutz nahm: so z. B. bei der Auswahl des Bräutigams, der Festlegung der Brautgift und einer schönen Hochzeit; zudem war er dagegen gewesen, dass seine Töchter sich als Zweit- oder Drittfrauen verheirateten. Seine Tochter Fatima wurde beispielsweise sowohl von Abu Bakr (ra) als auch von Umar (ra) umworben; doch verwies der Prophet auf ihr Alter und verheiratete sie mit Ali (ra) und kümmerte sich um ihre Brautgift und die Hochzeit. Und er sprach zu Fatima: „Fatima! Bei Gott, ich habe dich mit dem Weisesten, Tugendhaftesten und Vernünftigsten unter ihnen und einem der ersten Muslime verheiratet!“ Er war im Bezug auf seine Töchter sehr eifersüchtig; er ließ sie weder als Zweitfrauen heiraten noch erlaubte er seinen Schwiegersöhnen, nach ihrer Heirat weitere Frauen zu heiraten. Es wird überliefert, dass er sich dies von seinen Schwiegersöhnen versprechen ließ. Der Prophet lobte in diesem Sinne seinen Schwiegersohn Abu’l-As, der sein Wort hielt, und stellte sich gegen Ali, der neben Fatima eine zweite Frau heiraten wollte.

            Mohammed (sav) kümmerte sich auch um das materielle und seelisch/geistige Wohlbefinden seiner Kinder und Enkel und wies Ihnen den rechten Weg im Glauben und zu ihrem Glück im Diesseits und im Jenseits. Die Dattel aus der Almosensteuer ist dafür ein sehr bekanntes Beispiel. Hasan nahm einst eine Dattel aus dem Almosen und steckte sie in den Mund, woraufhin er sie ihm sofort aus dem Mund nahm und sagte: „Weißt du denn nicht, dass die Familie Mohammeds vom Almosen nicht essen darf.“ [13] Im berühmten Ereignis der Indhar (Vorwarnung), in den ersten Jahren der Verkündung in Mekka, wird zu Fatima gesprochen: „Fatima, Tochter Mohammeds! Bediene dich an meinem Gut, wie es dir beliebt. Vor Gott kann ich dir keine Bevorzugung gönnen!“ Hiermit lehrte der Prophet seinen Kindern, dass sie bei religiösen Verordnungen keinerlei Privilegien gegenüber den anderen Muslimen besaßen. Er verwies des Öfteren auf diese Gegebenheit.

            Es ist zu erkennen, dass Mohammed (sav) im Rahmen der Zurechtweisung seiner Kinder großen Wert auf das tägliche Gebet (salat, türk. namaz) und zuhd (Verzicht auf weltliche Vergnügungen) legte. Anas (ra) berichtete, dass er sechs Monate lang jeden Morgen zuerst bei Fatima vorbeischaute, sie zum Gebet rief und so zum Morgengebet (Fadschr) ging. Und genauso machte er es auch beim Nachtgebet (Ischa, türk.yatsı). Als Fatima sich über ihre Arbeit an der Handmühle beschwerte und nach einer Dienerin fragte, empfahl Mohammed (sav) ihr, sich stattdessen vor dem Schlafen der Lobpreisung Gottes zu widmen. [14]

            Ein anderer bemerkenswerter Aspekt bei seinem Umgang mit seinen Kindern und Enkelkindern war sein starkes Bemühen sie alle gleich zu behandeln. Folgendes Ereignis kann als Beispiel dienen: Er besuchte einst seine Tochter Fatima. Ali war gerade am Schlafen und Husain wollte etwas zu trinken haben. Und so ging Mohammed (sav) ein Schaf melken. Da kam Hasan zu ihm, doch gab der Prophet ihm keine Milch. Daraufhin fragte Fatima ihn, ob er denn Husain lieber möge als Hasan. Er antwortete: „Nein, er hatte nur zuerst gefragt.“ Das bedeutet natürlich nicht, dass er alle Kinder gleich lieb hatte. Es wird berichtet, dass er bestimmte Kinder lieber hatte als andere. Dabei können Eigenschaften wie das Erstgeborene, das jüngste Kind, talentiert gewesen zu sein und Ähnliches, einen Einfluss gehabt haben.

            Mohammed (sav) erhielt eine Halskette als Geschenk und sagte; „Ich werde diese dem mir Liebsten meiner Familie geben!“ und verschenkte sie Umama. Wahrscheinlich war Umama damals die jüngste in der Familie gewesen. Spätere Überlieferungen zu seinem Umgang mit seinen Kindern und Enkeln bestätigen jedoch auch, dass er eine besondere Zuneigung zu Hasan hatte.

 

Für die gesamte Ausführungen siehe Prof. Dr. Abdullah Aydınlı; Hz. Peygamber'in Terbiyesinde Yetişen Çocuklar; İslam´da Aile ve Çocuk Terbiyesi Sempozyumu (II : 1994); Ensar Neşriyat 2005.

 


 

[1] Muslim, Fadail, 62 (4/ 1807).

[2] Bukhari, Salat, 106 (1/131); Muslim, Masacid, 41 (1/385); Nasai, Masacid, 19 (2/45-46); Musnad, 5/295, 303; Ibn Sa’d, 8/ 39.

[3] Musnad, 2/ 513.

[4] Musnad, 2/ 279.

[5] Musnad, 2/ 440.

[6] Nasai, Cuma, 30 (31108).

[7] Abu Davud, Adab, 144 (4/ 355).

[8] Bukhari, Libas 60 (7/ 55).

[9] Musnad, 5/ 26.

[10] Musnad, 1/ 335; Ibn Sa’d, 8/ 37.

[11] Nasai, Dschanai, 13 (4/ 12).

[12] Musnad, 5/ 254.

[13] Bukhari, Zakat, 60 (2/ 135).

[14] Bukhari, Fadailu’l-Ashab, 9 (4/ 208); Muslim, Dhikr, 80, 81 (4/ 2091-2092).

 

وَإِذَا سَأَلَكَ عِبَادِي عَنِّي فَإِنِّي قَرِيبٌ أُجِيبُ دَعْوَةَ الدَّاعِ إِذَا دَعَانِ فَلْيَسْتَجِيبُواْ لِي وَلْيُؤْمِنُواْ بِي لَعَلَّهُمْ يَرْشُدُونَ
Fragen dich Meine Diener nach Mir, sage ihnen, dass Ich ihnen nahe bin, ihre Bittgebete vernehme und ihnen stattgebe. Sie sollen sich Mir fügen und fest an Mich glauben, auf dass sie den rechten Weg der Vernunft gehen.