Religion ist die Gesamtheit der (moralischen und sozialen) Prinzipien, die Allah den Menschen durch Propheten gesandt hat, damit sie ihr Wohl auf Erden und die Erlösung im Jenseits erlangen können. Allah, der Erschaffer des Universums, hat beginnend mit dem Propheten Adam, zu verschiedenen Zeiten und Orten und zu den unterschiedlichsten Gesellschaften durch Propheten dieselben fundamentalen Glaubenssätze (Gottes Einheit, Einzigartigkeit (Tawhid), Prophetentum und die Rückkehr zu Gott/ma'âd) geschickt, damit die Menschen ihr weltliches Leben regeln konnten. Anders gesagt sind die Grundsätze der Religion (Usûlu'd-Din); gleich.
Die den Glauben betreffenden Kernaussagen, welche von allen Gesandten verkündet wurden, sind identisch. Die Grundlagen der Religionen des Buches sind dieselben. Es gibt keine Veränderungen oder Differenzen. Differenzen können jedoch entstehen durch die verschiedenen Orte und Zeiten der einzelnen Offenbarungen, durch unterschiedliche prophetische Ausführungen der religiösen Anweisungen und durch andersartige Formen des Betens.
Die Propheten nehmen damit eine wichtige Rolle als Gesandte ein, die den Menschen die glaubensbezogenen, handlungsbezogenen und moralischen Gebote verlautbarten, damit diese sowohl ihr individuelles als auch gesellschaftliches Leben friedvoll gestalten können. Die glaubensbezogenen Gebote/Verbote (itikadi hukm) sind der theoretische Teil der Religion, die über die Existenz und die Einheit Allahs berichten. Die handlungsbezogenen (ameli hukm) und die moralischen (ahlaki hukm) Gebote/Verbote sind auf diesem theoretischen Bereich aufgebaut und wurden von den Propheten in die Praxis umgesetzt.
Allah hat den Menschen, damit diese die Angelegenheiten ihres hiesigen und jenseitigen Lebens richtig und weise gestalten können, Propheten geschickt, deren Gesandtschaft mit zwei Begriffen erklärt werden: die Begriffe Nubuwwa und Risala. Man muss zwischen den Begriffen Rasul/Risala und Nabi/Nubuwwa unterscheiden. Denn jeder Rasul (Gesandter) ist gleichzeitig auch ein Nabi (Prophet), aber nicht jeder Nabi ist ebenfalls ein Rasul. Damit besitzt das Wort Gesandter (Rasul) eine speziellere Bedeutung als das Wort Prophet (Nabi). Risala (Sendung/Offenbarungsauftrag) beinhaltet für den Menschen die Prinzipien für das alltägliche Leben im Diesseits und charakterisiert das Erlaubte (Halal) und Verbotene (Haram). Somit beinhaltet die Risala (Sendung/Offenbarungsauftrag) Themen wie das rituelle Gebet, Fasten, die Pilgerfahrt (Hadsch) und Ähnliches, welches das menschliche Verhalten betrifft. Wenn wir bedenken, dass die Propheten meistens bei einem Verfall der zwischenmenschlichen Beziehungen, d. h. in Zeiten moralischer Krisen, gesandt wurden, sehen wir, dass die Risala (Sendung/Offenbarungsauftrag) darin liegt, das moralische Verderben in den unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen zu verbessern, sowie Wissen impliziert, das die Menschen zu einem Leben in Gemeinschaftlichkeit und Einigkeit, in Frieden und Sicherheit aufruft.
„Die Menschen waren eine Gemeinde; und dann entsandte Allah Propheten als Freudenboten und Mahner und sandte mit ihnen die Schrift mit der Wahrheit hinab, damit sie unter den Menschen richtete in dem, worin sie uneins waren." (al-Baqara, 2/ 213). Wenn wir diesen Vers genauer betrachten, erkennen wir, dass alle Heiligen Bücher (Schriften) im Allgemeinen als „Buch" (Kitap) bezeichnet werden und es werden gleichzeitig die Offenbarungsgründe der Schriften erläutert. Der Vers erklärt in den darauf folgenden Zeilen auch, weshalb die Menschen trotz ihrer ursprünglichen Einheit und trotz der gesandten Propheten sich trennten und sich uneinig waren. „Uneins aber waren nur jene, denen sie gegeben ward, nachdem ihnen die deutlichen Beweise geworden, aus Neid aufeinander." (al-Baqara, 2/ 213)
Die Propheten waren die klügsten und tugendhaftesten Personen ihrer Zeit. Aufgrund dieser Eigenschaften strebten sie danach, die Natur der Menschen, die auf die schönste Weise erschaffen worden war (al-Tin, 95/4), von Aberglauben und Legenden fern zuhalten. Sie gaben den Menschen wahres Wissen. Manche Ereignisse können mit dem bloßen Verstand begriffen werden, manchmal reicht der Verstand nicht mehr aus. In solchen Situationen klären sie mit praktischen (fi'li) und mündlichen (qauli) Erklärungen die Sachlagen.
Menschen können ihr Glück im Diesseits und im Jenseits dadurch erreichen, dass sie den Empfehlungen und den Handlungen der Propheten Folge leisten. Die Propheten besitzen Vorbildscharakter für die Gesellschaft. Die Propheten waren für ihre Gemeinschaften das schönste Vorbild bei der Unterscheidung von Erlaubtem und Verbotenem im Diesseits und bei der alltäglichen Umsetzung der moralischen Tugendhaftigkeit.
Da Propheten als Warner und Verkünder gesandt wurden, werden die Menschen am Tage des Jüngsten Gerichts für ihre Taten ihrem Schöpfer gegenüber keine Ausreden finden können (al-Nisa, 4/465). Damit unser weltliches Leben friedvoll und sicher ist, müssen wir dies wissen. Und wenn es darum geht, die Glückseligkeit im Jenseits zu erlangen, so sind es die Propheten, welche denjenigen, die glauben und Gutes tun, das Paradies, und für deren richtiges und gutes Handeln eine Belohnung versprechen; und die Nichtgläubigen und diejenigen, welche Böses tun, mit der Hölle und mit Strafen ängstigen. Es waren die Propheten, welche den Menschen verkündeten, welche Taten sie in den Himmel und welche sie in die Hölle bringen würden.
Der Islam ist die letzte göttliche Offenbarung, und Mohammed (sav) der letzte Prophet. Der Kern der Glaubenslehre besteht aus dem Glauben an Allah, Seine Engel, Seine Propheten, Seine Bücher, an das Jenseits und das göttliche Schicksal (Qadr). Göttlich offenbarte Religionen haben einen gemeinsamen Kern, Tawhid, d. h. der Glaube an die Existenz und Einheit Gottes. Die Sure al-Ikhlas erklärt uns die Gottesvorstellung der letzten göttlich offenbarten Religion, dem Islam. Dort wird uns die sogenannte Tawhid al-Uluhiyya näher gebracht, d. h. das Prinzip der Existenz und absoluten Einheit/Einzigartigkeit Gottes. In diesem Zusammenhang gibt es ein anderer Begriff: Tawhid al-Rububiyya. Der Begriff Rab bedeutet soviel wie Erzieher, Beschützer, Behüter oder Ernährer. Im Allgemeinen umfasst der Begriff Tawhid al-Rububiyya einen Prozess, in dem sich die ganze Menschheit und das Universum befinden. Somit impliziert Sein Behüten und Beschützen nicht nur die Muslime, sondern alle Menschen.
Die Bedeutung der Verkündung derselben Grundsätze für alle Propheten; vom Propheten Adam bis Mohammed (sav)
Allah hat dieselben Themen, die er Mohammed (sav) offenbarte, Nuh, Ibrahim, Musa sowie Isa ebenfalls offenbart. „Haltet den Glauben und trennt euch nicht in ihm."(al-Schura, 42/ 13) in diesem Sinne dann auch „Wir machen keinen Unterschied zwischen einem seiner Gesandten." (al-Baqara, 2/ 285) Dieser Vers macht es erforderlich, alle Propheten in gleicher Weise zu achten und zu schätzen. Denn alle Propheten, angefangen mit Adam, haben für die Glückseligkeit und die Zufriedenheit der Menschheit gekämpft, sie waren ausgewählte und vorbildhafte Personen.
Die Tatsache, dass die wesentlichen Themen dieselben sind, wird durch den gleichen dogmatischen Wesensgehalt des Offenbarungsauftrages bedingt. Das bedeutet wiederum, dass der „göttliche Offenbarungsauftrag einheitlich ist". Jedoch bedeutet die Betonung der Ähnlichkeiten nicht, dass alle Verkündigungen identisch und sämtliche Erscheinungen der Wahrheit gleich sind. Letztendlich hat jeder Prophet die vorausgehenden Praktiken und Verfahren auf das Wichtigste reduziert, in seine eigenen, neuen Elemente integriert und so eine neue Sprache und Identität geschaffen. Das letzte Beispiel dafür ist der Islam, der in diesem Sinne den Kern aller Praktiken seit Adam bis heute impliziert und der letzte Weg und die letzte (richtige) Methode ist. In diesem Sinne kann man alle vom Gott gesandten Religionen als Islam bezeichnen: „Siehe, die Religion bei Allah ist der Islam." (Âl-i Imran, 3/ 19) und „Mohammed ist ... Allahs Gesandter und das Siegel der Propheten." (al-Ahzab, 33/ 40).