Der Glaube an die Propheten ist im Islam und den ihm vorausgegangenen, anderen semitischen Religionen eine wichtige Glaubensgrundlage, die man kennen muss. Um die Informationen zu diesem Thema begreifen zu können, müssen Begriffe bezüglich der Gesandtschaft verständlich gemacht werden. An erster Stelle stehen Begriffe wie „Nubuwwa", „Wahy", „Nabi" und „Rasul".
Nubuwwa ist ein arabisches Wort und bedeutet soviel wie „Kunde vom Unbekannten". Nubuwwa, das in unserer religiösen Tradition als Prophetentum (Gesandtschaft) Eingang fand, wird wie folgt definiert: Der das Universum aus dem Nichts erschaffende Gott schickte eine auserwählte Person mit dem Auftrag der Gesandtschaft, um die Menschen zu religiösen und weltlichen Themen aufzuklären und um ihnen zu verkünden. Der erhabene Allah lehrte die Person, die Er als Gesandten auserwählt hat, zunächst seine, d. h. Gottes, Existenz, Seine Eigenschaften, die Erschaffung des alle lebendigen und leblosen Geschöpfe enthaltenden Universums, seine Entstehung und den Sinn seiner Erschaffung; Allah lehrte ihm das Jenseits, den Platz des Menschen innerhalb der gesamten Schöpfung, seine Relevanz und seine Pflichten, Methoden zur Generierung von Wissen, Empfehlungen für das individuelle und gesellschaftliche Zusammenleben mithilfe der erhaltenen Offenbarungen zu verkünden. So tritt im Verhältnis und in der Verständigung zwischen Allah und Seinen Geschöpfen die Offenbarung (Wahy) als Kernelement zum Vorschein. Daher stellt sich die Frage, „Was ist Offenbarung (Wahy)?"
Die im Wörterbuch stehende Bedeutung lautet „geheimnisvoll sprechen, benachrichtigen" oder „das geheim gesprochene Wort". Als Begriff aber bedeutet Wahy „die verbale oder metaphorische, unmittelbare oder mittels Engeln sich vollziehende Verkündung Gottes verschiedener Themen aus den unterschiedlichsten Gebieten an die Propheten". Der angesprochene Prophet weiß durchaus, dass er auf außergewöhnliche und von ihm unkontrollierbare Art und Weise Wissen von Allah vermittelt bekommt. Er begreift anhand dieser Erfahrung augenblicklich, dass er eine Offenbarung erhält. Denn während der Offenbarung treten physiologische und psychologische Veränderungen auf. Es ist bekannt, dass Mohammed (sav) sogar zu kalten Jahreszeiten, in denen er Offenbarungen enthielt, geschwitzt hat; dass sein Kamel zu Boden ging, als der Prophet eine Offenbarung erhielt; und dass viele bei einer Offenbarung Anwesenden dem Summen von Bienen ähnliche Geräusche gehört haben (Bukhari, „Bed'u'l-wahy", 1, "Fadailu'l-Kur'ân", 2; Musnad, I, 34, II, 176). Die Menschen um die Propheten herum wussten, dass die demonstrierten Wunder und die Bekundungen Offenbarungen sind. Wahy, die den Kern der Nubuwwa bilden, wurden im Koran als göttliche Anrede und für das Empfangen von Eingebung eingesetzt. Empfänger solcher Wahy sind im Koran die Mütter der Propheten Moses (Musa) (as) und Jesus (Isa) (as), manche Menschen, die Engel, das Feuer, die Biene, die Erde und der Himmel. Ferner wurden auch die Gefühle und Denkweisen, die der Teufel den Menschen einzuprägen versuchte, im Koran mit dem Wort „Wahy" erwähnt. Dabei wird jedoch Wahy nur in seiner wörtlichen Bedeutung als Wissensvermittlung, und nicht als Begriff für die bedeutungsvollen Offenbarungen an die Propheten verwendet.
Die von Allah gesandten Offenbarungen ereigneten sich in den unterschiedlichsten Formen:
Der wahre Traum (ru'yâ sâdiqa): Am Anfang der Gesandtschaft verwirklichen sich die Träume der Propheten. Es ist überliefert, dass sich die Träume Mohammeds (sav) zu Beginn seiner Nubuwwa buchstäblich realisierten. Auch haben die vorherigen Propheten ähnliche Offenbarungen erhalten.
Das Überbringen durch einen Engel: Offenbarungen verwirklichten sich, indem der Engel Gabriel im Auftrage Gottes den Propheten entweder in seiner eigenen Gestalt als Engel, im Körper eines Menschen (tamaththul), oder unsichtbar die Botschaft überbrachte. Mohammed (sav) bekam auf diesen drei Wegen Offenbarungen.
Unmittelbare Offenbarung: Allah kann den Propheten unmittelbar ansprechen oder Er kann bestimmte Angelegenheiten offenbaren, indem Er im Herzen Seines Propheten ein gewisses Wissen erschafft. Der Prophet Moses (ra), der mit der Bezeichnung "Kalimullah" (das Wort Gottes) geehrt wird, erhielt auf dem Berge Sinai und Mohammed (sav) auf der Himmelsfahrt (Miradsch) Offenbarungen dieser Art. Alle diese drei Offenbarungsformen sind im Koran erwähnt.
Im Kern ist Wahy eine tiefe, seelische Erfahrung, die verstandesgemäß erschließbar ist. Mit dem Hinweis im Koran, dass neben sichtbaren auch unsichtbare Lebewesen auf der Erde existieren, möchte Allah auf die Möglichkeiten der Offenbarungen verweisen und damit zeigen, dass die Menschen, nicht mit der Gabe erschaffen worden sind, alle anderen erschaffenen Wesen sehen zu können. Sie sollen nicht denken, dass außer den Wesen, die sie erblicken, keine weiteren Wesen existieren. Propheten, die mit den „gewöhnlichen" Menschen überlegenen Fähigkeiten erschaffen wurden, können unsichtbare Wesen sehen und mit ihnen kommunizieren. Das ist nichts Unmögliches. Dass die lebendigen Geschöpfe mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet sind, bestätigen sowohl der Koran als auch die Wissenschaft heute mit ihren Ergebnissen, welche die Existenz der Geschöpfe, die nicht von bloßem Auge sichtbar sind, ebenfalls bestätigt.
Nabi heißt wörtlich „der Nachrichtenübermittler" oder „derjenige, dem eine Nachricht übermittelt wurde". Das Wort „Peygamber", das etymologisch betrachtet aus dem Persischen stammt und beide Bedeutungen impliziert, hat in der türkischen Kultur seinen Platz eingenommen. In der theologischen Literatur wird Nabi als „eine Person, die Allah unter den Menschen auserwählt hat, um Seine Gebote verkünden zu lassen, und dem Er ein Buch offenbart hat" bezeichnet. Gemäß den Angaben im Koran hat Allah unter den Menschen mehrere als Nabi und Rasul auserwählt. Er hat nicht nur den Rasul, sondern auch den Nabi Bücher gegeben; bei Moses (sa), Aaron (Harun) (sa) und Ismail spricht der Koran von Nabi als auch von Rasul (Al-Hadid 57/25-26, Al-Ankabut 29/27, Al-Saffat 7/114-117). Ebenso können wir im Koran auf Formulierungen stoßen, die darauf schließen lassen, dass ein Unterschied zwischen beiden gemacht wird. So bezeichnen die islamischen Gelehrten Rasul als „ein Prophet, der mit einer neuen Scharia (Gesetz) gesandt wurde" und Nabi „ein Prophet, der die vorangegangene Scharia eines Propheten verkündet". Ferner bezeichnet Rasul auch die Engel, die zwischen Allah und Seinen Geschöpfen eine Vermittler- bzw. Botenrolle übernehmen. Letztendlich werden die Engel, die den Menschen die Seele nehmen, „Rusul" genannt. Während die Engel als Botschafter mit Flügeln beschrieben werden, werden sie mit Rusul betitelt und insbesondere wurde Gabriel der Name Rasul gegeben (Al-An'am 7/37, Al-Haqqa 69/40).
Der Mensch ist ein Lebewesen, das vom Gott als Stellvertreter auf Erden erschaffen wurde und welches die Eigenschaften besitzt, mit seinem Verstand Wissen zu erschließen. Ferner besitzt der Mensch die Möglichkeit, zwischen gutem und schlechtem Handeln zu wählen. Obwohl er die einzige Schöpfung ist, die einen freien Willen besitzt, ist er als eine Reflexion von Gottes Segen und Weisheit (Hikma) mit seinem Entscheidungswillen und seinem Verstand nicht allein gelassen. Er wird durch die Institution des Prophetentums unterstützt, die ihm bei der Lösung seiner Probleme hilft und den richtigen Weg zeigt. Diese Institution besteht aus den durch den gnadenreichen und barmherzigen Allah auserwählten Propheten und den ihnen gegebenen Offenbarungen. Von Beginn der Schöpfung bis zum Ende der Lebzeit des Propheten Mohammed (sav) sind Propheten in unterschiedlichen Zeiträumen, manchmal sogar hintereinander oder zur selben Zeit, gesandt worden. Sie zeigten den Menschen den entsprechend richtigen Weg, dank dem sie im Diesseits und Jenseits glücklich werden können und waren zugleich der Menschheit in materiellen und geistigen Themen Vorbilder. Die Propheten stellen denjenigen, die den Geboten Folge leisten, den Himmel im Jenseits in Aussicht (baschir- mubaschschir), und denen, die Allah verleugnen und Seine Gebote nicht erfüllen, wird mit der Hölle gedroht (nadhir-mundhir). Propheten, die die Menschen Dinge lehrten, über die sie keine Kenntnisse besaßen, bilden den eindeutigen Beweis Gottes selbst, da sie aus der metaphysischen Welt berichteten.
Im Islam ist neben dem Glauben an Allah der Glaube an die Propheten und ihre Heiligen Schriften ohne jeglichen Unterschied obligatorisch. Ungeachtet dessen ob es sich um einen Rasul oder Nabi handelt, muss an beide geglaubt werden. Ferner muss an alle im Koran einzeln namentlich als Prophet Erwähnte geglaubt werden, und ebenso kollektiv an die Propheten, die nicht namentlich erwähnt werden, und die an verschiedene Völker geschickt worden sind. Im Koran existieren recht klare Befehle wie, „glaubt an die Propheten"; sowie angekündigt wird, dass diejenigen, die die Offenbarungen leugnen, sich auf dem Irrweg befinden und deshalb im Diesseits in schlechte Lage gebracht werden und im Jenseits in die Hölle kommen werden (Al-Baqara 2/21, 151, 213; Âl-i Imran 3/164; Al-Nisa 4/165; Al-An'am 6/48; Ta Ha 20/123).
So haben die islamischen Gelehrten einheitlich darüber entschieden, dass diejenigen, die nicht an die im Koran namentlich erwähnten Propheten und somit auch nicht an die Institution der Gesandtschaft glauben, als Ungläubige (kafir) gelten. In diesem Punkt gibt es keinen Streitpunkt zwischen den islamischen Gelehrten.
Der Glaube an die Propheten ist eine Glaubensgrundlage, die durch den Koran (Al-Baqara 2/285; Âl-i Imran 3/179; Al-Nisa 4/136, 150, 152), die Sunna (Bukhari, „Iman", 37; Musnad, IV, 114) und die Einstimmigkeit der islamischen Gelehrten festgelegt ist. Um die Verwirklichung dieser Glaubensgrundlage, die einer der sechs Glaubensartikel ist, muss man daran glauben, dass alle Propheten, vom ersten Propheten Adam (sa) bis zum letzten Propheten Mohammed (sav) als Botschafter von Allah gesandt sind, um die göttlichen Gebote den Menschen zu verkünden. Jedoch bedarf auch der Glaube an die Propheten detaillierter Erklärungen. Um über sie nichts Falsches zu glauben, sind ausführliche Informationen nötig, die nicht in den Glaubensgrundlagen zu finden sind. Diese Informationen können unter den Aspekten der Zahl der Propheten, ihren Namen und ihren Eigenschaften erläutert werden.
Der Koran gibt keine konkreten Hinweise über die Anzahl der den Menschen gesandten Propheten. Jedoch wurde in ihm offenbart, dass durch Propheten göttliche Gebote an verschiedene Völker in verschiedenen Gebieten überliefert wurden. Den Menschen, die sich an diese Gebote halten, wurde stets das Paradies versprochen, andernfalls drohte die Strafe in der Hölle. Einige dieser Propheten werden mit Namen erwähnt und ihre Auseinandersetzungen mit dem jeweiligen Volk beschrieben, andere wiederum finden keine Erwähnung.
In manchen Überlieferungen, die dem Propheten zugeschrieben werden, ist zwar zu entnehmen, dass 124 000 Propheten, davon 315 als Rasul, gesandt wurden (Musnad, V, 266), eine genaue Zahl kann jedoch aufgrund fehlenden Wissens nicht genannt werden. Der Glaube an die Propheten nt mit dem Glauben an den ersten Propheten Adam (sa) und an den letzten Propheten Mohammed (sav), sowie an alle dazwischen gesandten Propheten. Dabei muss man auch an jeden einzelnen im Koran namentlich erwähnten Propheten glauben. Dies sind Adam, Dawud (David), Elyesa' (Elisa), Ayyub (Hiob), Harun (Aaron), Hud, Ibrahim (Abraham), Idris, Ilyas (Elias), Isa (Jesus), Ishaq (Isaak), Ismail (Ismael), Lut (Lot), Musa (Moses), Nuh (Noah), Salih, Suleyman (Salomon), Schuayb, Yaqub (Jakob), Yahya (Johannes), Yunus (Jonas), Yusuf (Joseph), Zakariyya (Zacharias), Dhulkifl und Mohammed (sav). Die Gesandtschaften von Uzayr (Esra), Luqman und Dhulkarnayn sind umstritten.
Der Glaube an die Propheten ist erst dann vollkommen, wenn das Wissen an die Eigenschaften, die durch die Überlieferungen gesichert sind, bekannt ist. Menschen können im Laufe der Zeit oft falsche, von ihnen hinzugefügte Überlegungen und Ansichten über die Propheten übernehmen. So schreiben Christen und Juden manchen Propheten verschiedene übermenschliche Eigenschaften zu, wodurch die Propheten einen göttlichen Charakter annehmen können. Der islamische Glaube konzentriert sich auf die Eigenschaften der Propheten, um die Menschen vor derartigen Fehlern zu schützen, und macht diesbezüglich Angaben. Um den Glauben an die Propheten auf eine stabile Grundlage zu stellen, werden hier ihre Eigenschaften näher betrachtet.
Das erste, was wir über die Propheten wissen müssen, ist, dass sie Menschen sind. Folglich kann ein Prophet wie alle anderen Menschen geboren werden, wachsen, schlafen, Hunger kriegen, essen, trinken, heiraten, Kinder bekommen, von Naturgewalten beeinflusst werden, lieben, sich ärgern, sich freuen, traurig werden, krank werden und sterben. Das sind Fähigkeiten, die den Propheten mit allen Menschen gemein sind. Es ist nur logisch, dass die Botschafter Gottes, die zu den Menschen sprechen sollen, ebenso Menschen sind. Denn Menschen bauen mit Menschen Beziehungen auf, lernen voneinander und nehmen sich Vorbilder.
Da die Propheten beauftragt sind, Menschen mit Bildung und Wissen auszustatten und für sie als Wegweiser zu dienen, hat Gott sie mit verschiedenen Besonderheiten ausgestattet. Ihre geistigen Fähigkeiten sind außerordentlich ausgeprägt, sie sind sehr klug, handeln äußerst moralisch und besitzen einen gut ausgebildeten Körper ohne jegliche Mängel. Es ist von großer Wichtigkeit, dass sie diese Fähigkeiten besitzen, da sie klug sein müssen, um ihre Botschaft entsprechend zu vermitteln und mit Streitsüchtigen zu diskutieren; um zu kämpfen, müssen sie körperlich stark sein und geistig erfahren, um in Streitigkeiten argumentativ überlegen zu sein. Die Schönheit des Propheten Joseph (Yusuf) (sa) oder das Argumentationstalent des Propheten Abraham (Ibrahim) (sa), als er in einer Diskussion dem König Namrud argumentativ überlegener war und ihm die Sinnlosigkeit, an Götzen zu glauben, geschickt darlegte, sind gute Beispiele.
Obwohl die Propheten Menschen sind, unterscheiden sie sich von normalen Menschen durch ihre angeborene Fähigkeit, als göttliche Botschafter Offenbarungen zu empfangen und diese weiterzugeben.
Im Koran wird darauf hingedeutet, dass „Die Propheten Menschen sind wie wir, aber nur sie erhalten Offenbarungen" (Al-Kahf 18/110). Propheten können Dinge, die nicht mit den Sinnen und dem Verstand erkennbar sind, nur durch die Offenbarungen Gottes wissen. Im Koran steht deutlich, dass es ihnen ohne Offenbarung nicht möglich ist, etwas aus dem verborgenen (ghayb- was für die menschlichen Sinne nicht erfassbar ist) zu wissen (al-An‘am 6/50; Al-A‘raf 7/187; Hud 11/31), denn außer den Offenbarungen haben sie keine Kunde vom Verborgenen (gayb) und besitzen eine Wahrnehmungsfähigkeit wie normale Menschen. Nur mit Hilfe von Offenbarungen ist es ihnen möglich, das Verborgene(gayb) zu wissen (Al-Dschinn 72/26), ansonsten besitzen sie keine göttliche Fähigkeit.
Zu den menschlichen Eigenschaften der Propheten gehört weiter, dass sie Männer sind. An einer Stelle im Koran wird von ihnen als „Männer" gesprochen (Yusuf 12/109; Al-Nahl 16/42; Al-Anbiya' 21/7). Auch wenn es überliefert ist, dass manche Frauen wie Asiya (die Ehefrau des Pharaos, die Moses bei sich aufnahm) oder Maryam (Maria) Offenbarungen erhalten haben, so handelt es sich hierbei nicht um einen Offenbarungsauftrag, den anderen Menschen etwas zu verkünden. Der Grund, weshalb Frauen nicht als Propheten auserwählt wurden, ist, dass sie aufgrund ihrer Beschaffenheit den auf sie zukommenden äußeren Schwierigkeiten nicht gewachsen wären, da die Aufgaben der Propheten mit vielen Schwierigkeiten und Gefahren verbunden sind.
Propheten sind Personen, die vom erhabenen Allah auserwählt wurden. Kein Prophet hat durch Mühe und Eigenanstrengung die Stufe der Nubuwwa erreicht. Folglich ist die Gesandtschaft nicht kasbi; also eine durch menschliches Streben erlangte Fähigkeit, sondern wahbi; d. h. angeboren als Gabe Allahs. Allah hat also die für diese Aufgabe Auserlesenen ihrer Bestimmung gerecht erschaffen und mancher Prophet wusste, was seine Aufgabe war (Al-An‘am 6/124). Die Wahl lag jedoch ganz allein bei Allah. Die Gesandtschaft kann nicht wie bei einer Erbfolge vom Vater auf den Sohn übergehen. Beispiele dafür sind der Sohn von Noah (sa) und der Vater von Abraham (sa), welche Ungläubige und Leugner der Wahrheit waren.
Da eine der Hauptaufgaben der Propheten aus ihrem Vorbildcharakter in der Einhaltung der göttlichen Gebote besteht, wurde, ihrem Auftrag entsprechend, von Allah die Möglichkeit, sich zu versündigen, verhindert (Isma). Mit Beginn ihrer Gesandtschaft sind die Propheten unter dem besonderen Schutz Allahs, sollen Gutes tun und sich von schlechten Taten fernhalten. Sei es bei ihren Gebeten, in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen oder in moralischen Angelegenheiten, sie folgen in jeder Hinsicht den göttlichen Geboten, nehmen eine Vorbildfunktion ein und können sich dadurch vor Sünden schützen. Selbstverständlich sind sie Menschen und zum Menschsein gehört, dass sie Fehler begehen können und sie begangen auch Fehler. Die Fehlerfreiheit ist eine Eigenschaft, die nur Allah innehat. Da die Propheten Menschen sind und somit Fehler begehen können, wird mögliches Fehlverhalten durch Ermahnungen verhindert oder korrigiert. Infolgedessen sind sie vor dem Begehen von Sünden und Fehlern geschützt, und können daher die Stellung eines idealen Menschen einnehmen.
Dass der Prophet Adam (sa) gegen das göttliche Verbot, dem Baum fernzubleiben, verstieß und dass der Prophet Moses (sa) wider seine Absicht einen Menschen tötete, fand zu Zeiten statt, zu denen beide noch nicht als Propheten beauftragt waren. Während des Zeitraums ihrer Gesandtschaft hat kein Prophet eine Sünde begannen. Zu kleinen, begangenen Fehlern haben sie stets göttliche Verwarnungen erhalten, welche ihnen zeigten, dass ihr Verhalten falsch war. Als der Prophet Mohammed (sav) sich für den Kampf in Tabuk rüstete, akzeptierte er die Entschuldigungen der Heuchler (munafiq) und gewährte ihnen, zu Hause zu bleiben (Al-Tawba 9/117); und manchmal ließ er sich sehr stark von anderen Menschen beeinflussen (Al-Isra 17/73-74). Dies sind Situationen, in denen er Ermahnungen erhielt. Islamische Gelehrte nennen dies zalla (kleine Fehler). Ausgenommen dieser Fehler ist ersichtlich, dass die Propheten mit ihrer die Menschen auf den rechten Weg (hidaya) führenden, tugendhaften Verhaltensweise sich von der Menschenmenge abheben. Dies war der einzige Weg, die Menschen zu ergreifen und zu beeindrucken. Dass die Theorie der Sündenfreiheit praktisch auch umsetzbar ist, belegen die Lebensgeschichten der einzelnen Propheten. Diese Eigenschaft (Isma) besitzen nur Propheten. Außer ihnen besitzt kein anderer Mensch diese Eigenschaft.
Propheten sind, sei es in ihrem Prophetentum oder innerhalb ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, vertrauenswürdige Personen. So schickt es sich für einen Propheten nicht, Anvertrautes zu veruntreuen. Eine Person, die das Anvertraute veruntreut, wird am Tag des Jüngsten Gerichts die Sünde des Veruntreuens um seinen Hals tragen (Âl-i Imran 3/161). Propheten, die damit beauftragt sind, für die Menschen ein Vorbild darzustellen und sich deshalb vor Sünden hüten, sind folglich vertrauenswürdige Menschen, was eine logische Konsequenz der Eigenschaft Isma ist. Dass Propheten Personen sind, denen Menschen in jeder Angelegenheit Vertrauen und Zuversicht entgegenbringen, ist mit Koranversen erwiesen, ebenso besteht darüber unter Gläubigen sowie Nichtgläubigen ein Einvernehmen. Diese prophetische Eigenschaft wird auch mit dem Ausdruck „Amana" beschrieben.
Dass Propheten vertrauenswürdig sind, kann mit dem Begriff „Amana" erläutert werden, wird aber unter dem Begriff „Mitteilung/Ankündigung (Tabligh)" eingehend erklärt. Die Hauptaufgabe der Propheten ist es, die erhaltene Botschaft und Gottes Gebote den Menschen und Dschinnen zu verkünden, ihnen das Paradies in Aussicht zu stellen, und sie vor der Hölle zu warnen. Bei der Erfüllung dieser Aufgaben wären irgendwelche Anzeichen von Vernachlässigung oder Unachtsamkeit mit ihrer Gesandtschaft unvereinbar, deshalb ist es eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Prophet in der Lage war, die Offenbarung zu verkünden (Al-Maida 5/67), dass sie vor niemandem Angst hatten (Al-Ahzab 33/39), dass sie den Menschen außer der Offenbarung nichts überbrachten (Âl-i Imran 3/79-80) und dass sie die erhaltenen Botschaften fehlerfrei, vollkommen genau überlieferten und bei ihren Kämpfen auf Gottes Weg keine Vernachlässigungen und Fahrlässigkeiten zeigten (Âl-i Imran 3/146). Somit ist eine unverkennbare und untrennbare Eigenschaft der Propheten ihr Verkünden von Offenbarungen. So hat jeder Prophet in der Sprache seines Volkes seine Botschaften verkündet (Ibrahim 14/4).
Alle Propheten sind ausgewählte Personen, die die Rechtleitung Allahs erhalten haben. Unter den Menschen und den Dschinnen gibt es keine anderen Wesen, die ihnen höhergestellt/überlegen sind. Allen Propheten gemeinsam ist, dass sie göttliche Offenbarungen und göttliche Hilfe bekommen haben. Es gibt jedoch Unterschiede bei der Anredeform, aufgrund geografischer Besonderheiten und dem Erhalten der Offenbarungen. Manchen Propheten wurden Heilige Schriften, manchen diverse Seiten (suhuf) offenbart, manche haben unmittelbar mit Allah gesprochen und auf diesem Wege ihre Offenbarung erhalten, und andere wiederum erhielten Offenbarungen über den Vermittler Gabriel. Manche Propheten sind bestimmten Völkern gesandt worden, manche waren beauftragt, einem anderen Propheten zu helfen, und der letzte Prophet Mohammed (sav) ist für die ganze Menschheit geschickt worden. Aus diesem Grunde ist es natürlich, dass es zwischen den Propheten graduelle Unterschiede gibt. Im Koran wird darauf hingewiesen, dass „Ein Teil der Propheten einem anderen Teil überlegen ist" (Al-Baqara 2/253; Al-Isra 17/35). Aufgrund dessen ist die universale Gesandtschaft, die unendliche Botschaft für die Rettung der Menschheit, die Übermittlung eines sehr wertvollen Buches und zugleich die hervorragende Religion Bestätigungen dessen, dass der Prophet Mohammed (sav) der Erhabenste unter den Propheten ist. Ihm folgen die Propheten, die ein neues Buch und Gesetz (Scharia) erhalten haben. Das sind die Propheten David, Moses und Jesus (sa). Dieser Hierarchie liegen Koranverse zugrunde, in denen die überlegenen Propheten mit Namen genannt werden (Al-Baqara 2/253; Al-Isra 17/35). Abgesehen von diesen wird im Koran deutlich gemacht, dass die Propheten Noah und Abraham (sa) zu den Propheten gehören, deren Ränge erhöht wurden (al-An‘am 6/38); Al-Ahzab 33/7). Zusammen mit dem Propheten Mohammed (sav) werden diese Propheten Ulu´l-Azm genannt, d. h., sie waren Propheten, die mit großen Hindernissen und Schwierigkeiten zu kämpfen hatten (Al-Ahqaf 46/35).
Propheten haben versucht, mit ihren Botschaften und ihrem Wissen den Menschen das irdische und das jenseitige Glück zu ermöglichen, haben sich Bedrohungen entgegensetzt, in diesem Sinne gekämpft und ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht, keine Gegenleistung für ihre lehrreichen Auskünfte verlangt; und dennoch wurden sie zumeist als „Lügner, Verleumder, Zauberer, Verrückter, oder Irrsinniger" (Yunus 10/12; Al-Mu'minun 23/24-25; Saba 34/43; Sad 38/4-5; Al-Dukhan 44/13-14) beschimpft. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, ihre göttliche Botschaft auszuführen. Im Gesamtkontext betrachtet, war es ihre Hauptaufgabe, die von Allah erhaltenen Gebote den Menschen zu verkünden und selbst beispielhaft voranzugehen. Diese Aufgaben können wie folgt zusammengefasst werden: