Die Ernennung Mohammeds (sav) zum Propheten durch Allah geschah, als er vierzig Jahre alt war. Man hatte bemerkt, dass er nach der Renovierung der Kaaba und dem Platzieren des Hadschar al-Aswad, angefangen hatte, häufiger über Allah und den Glauben an ihn, sowie darüber, wie man ihn anbeten sollte, nachzudenken. Kein Interesse an den Götzen der Mekkaner oder anderer arabischer Stämme zeigend, hatte er mittels seines Verstandes und seiner Gefühle erkannt, dass es keinen Sinn ergab, Götzen anzubeten. Es mag sein, dass er wie die wenigen Hanifiten dachte, die den Weg der monotheistischen Religion Abrahams nicht verlassen hatten. Als er unter der Qual litt, nicht zu wissen, wie er den richtigen, wahren Weg zu Gott finden sollte, behann er, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. Einige Jahre vor seiner Beauftragung als Prophet begann er, in jedem Ramadan, genau wie früher sein Großvater Abdulmuttalib und manch anderer der Quraisch, sich in die Höhle auf dem Berg Hira zurückzuziehen. Wenn er nichts mehr zu essen hatte, ging er in die Stadt, half den Armen, umrundete die Kaaba, holte sich Lebensmittel von Zuhause und kehrte zurück zu der Höhle. Von Zeit zu Zeit nahm er auch Khadidscha mit. Nach Überlieferungen von Aischa hatte der Prophet während dieser Periode begonnen, treue, ehrliche (sadık) Träume, wahre Visionen zu sehen. Die Träume, die er über eine Periode von sechs Monaten sah, verwirklichten sich alle. Den Überlieferungen nach hörte Mohammed (sav) in dieser Zeit Stimmen, die ihn mit „as-salam alayka yâ rasûlallâh - Friede sei mit dir, o Gesandter Allahs" „ as-salam alayka yâ rasûlallâh - Friede sei mit dir, o Gesandter Allahs" begrüßten, und ihn in Verwunderung zurückließen, da er niemanden sah, wenn er sich umdrehte. Es wird auch erzählt, dass diese Stimmen von den Bäumen und Felsen kamen. Bei der Betrachtung der bisher erwähnten und zum Teil außergewöhnlichen Ereignisse kann man sagen, dass es sich um die Phase der Vorbereitung zur Offenbarung handelt.
Laut den Überlieferungen wurde Mohammed (sav), als er sich im Jahr 610 n. Chr., in den letzten zehn Tage des Monats Ramadan -wahrscheinlich in der siebenundzwanzigsten Nacht- in Hira befand, vom Erzengel Gabriel besucht, der ihm verkündete, dass Allah ihn als Prophet beauftragt hatte. Von dieser ersten Offenbarung berichtete der Prophet später wie folgt: "In jener Nacht kam ein Engel in der Gestalt eines Menschen zu mir. Der Engel befahl ‚Lies!' worauf ich ihm zur Antwort gab: ‚Ich kann nicht lesen', und dann nahm mich der Engel und drückte mich in seinen Armen bis an die Grenze des Erträglichen. Dann ließ er mich los und sagte: ‚lies!' Wieder antwortete ich: ‚Ich kann nicht lesen', und wieder nahm er mich und drückte mich in seinen Armen und ließ mich erst los, als ich es nicht mehr ertragen konnte, und sprach: ‚Lies!' Und wieder antwortete ich: ‚Ich kann nicht lesen.' ‚ Wieder drückte er mich wie zuvor, ließ mich dann los und sprach:
‚Lies! Im Namen deines Herrn, der erschuf!
Er erschuf den Menschen aus geronnenem Blut.
Lies, denn dein Herr ist allgütig,
Der die Feder gelehrt,
Gelehrt den Menschen, was er nicht gewusst'" (al-Alaq 96/1-5).
Dies war die erste Offenbarung, und der Engel zitierte die ersten Worte Gottes an Mohammed. Mohammed wiederholte die Worte des Engels, der ihn daraufhin verließ. Es war, als wären ihm diese Worte ins Herz geschrieben. Er fürchtete sich und floh aus der Höhle. Er war schon auf halbem Weg den Berg hinunter und befand sich in einem Zustand großer Angst, Furcht und Ungewissheit, als er eine Stimme hörte, die ihn rief: „O Mohammed, du bist der Gesandte Gottes und ich bin Gabriel." Da erschrak er und hob seinen Kopf zum Himmel, und da sah er den Engel in menschlicher Gestalt. Seine Angst nahm zu, und der Schreck ließ ihn auf der Stelle innehalten. Er versuchte, sein Gesicht abzuwenden, doch er sah ihn am gesamten Horizont des Himmels. Er ging vor und zurück, aber das Bild des schönen Engels wich nicht von ihm. Schließlich verschwand der Engel, und der Prophet lief den Hang hinab, zurück zu seinem Haus. Er bat seine Frau Khadidscha: „Bedecke mich! Bedecke mich!" Er zitterte, als habe er Fieber. Als der Schreck von ihm wich, erzählte er, was er gesehen und gehört hatte. Khadidscha beruhigte und ermutigte ihn, indem sie sagte: „Freue dich, und sei standhaft! Bei dem, in dessen Händen die Seele Khadidschas ruht, ich hoffe du bist ein Prophet für dieses Volk. Bei Allah, Allah wird dich nie entwürdigen, denn du pflegst die Verwandtschaftsbeziehung, sprichst die Wahrheit, stützt den Schwachen, bewirtest den Gast und verhilfst der Wahrheit zur Anerkennung."
Somit zeigte sie ihre offenherzigen Gefühle, tröstete ihn und betonte, dass sie ihm glaubte. Danach ging sie mit ihm zum Sohn ihres Onkels Waraqa b. Naufal.Waraka war ein weiser Christ, der die Bibel gut kannte. Er hörte Mohammed (sav) zu und sagte, dass Gabriel der Engel war, der allen Propheten Offenbarungen übermittelte. Er fügte hinzu: "Sie werden dich Lügner nennen; dich schlecht behandeln. Sie werden dir den Krieg erklären und dich aus dieser Stadt jagen. Falls ich noch leben sollte, werde ich dir in Gottes Namen helfen.". Nachdem er zu Ende gesprochen hatte, beugte er sich nach vorne und küsste Mohammed (sav) auf die Stirn. Erleichtert durch die Unterstützung Khadidschas und die Erklärungen Waraqa, kehrte Mohammed (sav) heim.