20 - Die Gazwa* von Badr

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20 - Die Gazwa* von Badr

Zusammen mit den Gazwa von Uhud und Handak, ist die Gazwa von Badr eine der berühmtesten Schlachten des Kampfes für den Glauben des Tawhid, den Mohammed (sav) gegen die Muschriq der Quraisch geführt hat. Badr war eine Kleinstadt 160 km südwestlich von Medina, 30 km entfernt von der Küste des Roten Meeres, angesiedelt an der Stelle, wo sich die Route Medina-Mekka mit der Karawanenroute nach Syrien kreuzte. Der Prophet und die aus Mekka stammenden Muslime waren durch die Quraisch zehn Jahre lang gequält und gefoltert worden und schließlich liefen sie, nur wenig Hab und Gut mitnehmend, vor ihnen weg. Daraufhin hatten die Quraisch die zurückgelassenen Güter der Muslime zu ihren eigenen hinzugefügt und begonnen, Handelskarawanen in die nördlichen und westlichen Regionen der Halbinsel zu senden. Der Prophet erfuhr, dass eine von Abu Sufyan geführte Karawane, mit der viele Quraisch mitreisten, von Syrien zurückkehrte. Es ist überliefert, dass eine Karawane der Einwohner von Mekka, die aus tausend Kamelen bestand, 50‘000 Dinare wert war. Mit dem Vorhaben, die Karawane in Badr anzugreifen, brach der Prophet am 12. Ramadan 2 (9. März 624) von Medina aus auf. Es ließ Abdullah b. Umm als seinen Stellvertreter zurück. Die muslimische Armee bestand aus 305 Männern; 74 davon waren Immigranten und der Rest waren Ansar. Mus'ab b. Umayr und Ali wurden zu Fahnenträgern berufen. Der Armee standen zweiundsiebzig Kamele und zwei Pferde zur Verfügung. Nachdem die Muslime ein oder zwei Tage fastend gereist waren, brachen sie ihr Fasten auf Befehl des Propheten.

Abu Sufyan erfuhr von Mohammeds (sav) geplantem Angriff, als er den Hidschas betrat. Er schickte Männer nach Mekka, um Unterstützung zu holen. Damit die Karawane nicht aus dem Hinterhalt angegriffen werden konnte, bevorzugte er die Route an der Küste, die weit entfernt von Badr lag. Aufgrund der Hilfeanforderung von Abu Sufyan, fingen die Quraisch an, sich sorgfältig vorzubereiten. Obwohl sie später erfuhren, dass die Karawane außer Gefahr war, brachen sie mit einer aus tausend Mann bestehenden Truppe unter der Führung von Abu Dschahil in Richtung Badr auf. Die Armee der Muschriq verfügte über 700 Kamele und zusätzliche 100 Pferde.

Der Prophet und seine Gefährten wussten noch nicht, dass die Armee der Quraisch Mekka verlassen und sich Badr genähert hatte. Im Koran wird berichtet, dass die Begegnung in Badr außerhalb der Pläne beider Seiten, durch die Macht Gottes und um seinetwillen stattgefunden hat und dass beide Armeen nicht voneinander wussten, während die Handelskarawane, entfernt von beiden, sich an der Küstenroute befand (al-Anfal 8/7, 42).

Am Freitag, dem 17. Ramadan 2 (13. März 624), brachen beide Armeen früh morgens in Richtung Badr auf. Der Prophet erreichte die Wasserbrunnen in Badr vor den Quraisch und auf Empfehlung von Habbab b. Arat, ließ er alle Brunnen mit Sand zuschütten, außer einem, der sich ihnen am nächsten befand. Doch später erlaubte er den Muschriq, sich Wasser aus diesem einen Brunnen zu holen. Obwohl er vor dem Kampf Umar (der auch schon in der Periode der Dschahiliya als Bote beauftragt worden war und dem Stamme Adi angehörte) zu den Quraisch schickte, um ihnen vorzuschlagen, dass sie ohne zu kämpfen nach Mekka zurückkehren sollten, bestanden sie auf Krieg. gemäß dem alten Brauch der Araber kam jeweils ein Mann beider Seiten zum Feld, um die Kriegsstimmung anzuheizen. Während dieser Provokation, genannt Mubaraza, tötete Hamza seinen Feind Aswad b. Abdulasad al-Mahzumi. Daraufhin betraten Utba b. Rabia, sein Bruder Schayba und sein Sohn Walid seitens der Quraisch und Ubayda b. Harith, Hamza und Ali seitens der islamischen Armee das Feld. Nachdem Hamza und Ali ihren Feinden das Leben genommen hatten, eilten sie Ubayda zur Hilfe, da dieser schwer verletzt war, und töteten Utba. Ubayda b. Harith erlag seinen schweren Verletzungen auf dem Weg zurück von Badr. Die Schlacht, die nach der Mubaraza angefangen hatte, endete am Nachmittag desselben Tages mit dem totalen Sieg der Muslime. Auf der Seite der Muschriq wurden siebzig Männer, einschließlich des größten Feindes des Islam und des Propheten, Abu Dschahil, umgebracht und andere siebzig wurden als Geiseln genommen. In diesem Krieg fielen vierzehn Muslime.

Mohammed (sav) verrichtete das Gebet für die Gefallenen und ließ sie beerdigen. Daraufhin ließ er die Toten der Quraisch begraben. Er befahl, die Geiseln gut zu behandelte, verurteilte jedoch zwei von ihnen zum Tode, nämlich Ukba b. Abu Muayt und Nadr. b. Harith, da sie früher Muslime gefoltert hatten. Um zu entscheiden, wie man die restlichen Geiseln behandeln sollte, befragte er seine Gefährten. Auf den Vorschlag von Abu Bakr ließ er die Geiseln frei, nachdem sie, je nach ihren finanziellen Mitteln, 1000-4000 Dirham gezahlt hatten. Manche wurden kostenlos freigelassen und manche erst, nachdem sie einem Muslim das Lesen und Schreiben beigebracht hatten. Schließlich wurde die Kriegsbeute gleichmäßig unter den Muslimen, die an dem Krieg teilgenommen hatten, verteilt. Am Ende des Monats Ramadan oder am Anfang des Monats Schawwal, kehrte der Prophet zurück nach Medina.

Eine der Geiseln war der Schwiegersohn des Propheten, Abu al-As b. Rabi. Obwohl er mit Zaynab, der ältesten Tochter des Propheten, verheiratet war und sie Muslima war, hatte er den Islam nicht angenommen. Er hatte sich aber trotz des ständigen Zuredens seitens der Muschriq nicht von Zaynab scheiden lassen. Als er im Krieg gefangen genommen wurde und die Einwohner von Mekka Lösegelder für die Geiseln schickten, schickte Zaynab etwas Geld und das Halsband, das ihre Mutter Khatidscha ihr als Hochzeitsgeschenk gegeben hatte. Mohammed (sav), der das Halsband erkannte, war sehr gerührt; er erinnerte sich an Khatidscha und die Dienste, die sie für den Islam geleistet hatte. Also bat er seine Gefährten um Erlaubnis, Abu al-As freizulassen und das Halsband an Zaynab zurückzugeben. Der freigelassene Abu al-As kehrte nach Mekka zurück und schickte seine Frau Zaynab nach Medina, was er dem Propheten versprochen hatte. Später, nachdem auch er den Islam angenommen und nach Medina auswandert war, gab ihm der Prophet seine Tochter Zaynab zurück (Muharram 7 / Mai 628 n. Chr.).

Im Koran steht, dass der Sieg in Badr nur durch die Hilfe Allahs möglich wurde und dass die muslimische Armee von Engeln unterstützt worden war (al-Anfal 8/8-12; vgl. Al i Imran 3/123-127). Durch die Gazwa von Badr hatte sich die muslimische Gemeinde Ansehen in der arabischen Halbinsel erworben und für den Propheten hatten sich mehrere neue Möglichkeiten ergeben, den Islam zu verkünden. Da Abu Dschahil tot war, wählten die besiegten Einwohner von Mekka Abu Sufyan als ihr neues Haupt und schworen Rache und fingen an, sich darauf vorzubereiten. Die gesundheitliche Lage Abu Lahabs - die ihn am Krieg nicht hatte teilnehmen lassen - verschlechterte sich, nachdem er von der Niederlage der Quraisch erfuhr und starb darauf. Ungefähr zweieinhalb Monate nach der Niederlage in Badr griff Abu Sufyan die äußeren Stadtviertel Medinas an. Er tötete zwei Muslime, setzte ihre Felder in Brand und floh. Obwohl der Prophet ihn in Begleitung von zweihundert Mann verfolgte, konnte er Abu Sufyan und seine Männer nicht einholen, da diese ihre mitgebrachten, schweren Sawiq (unreifes, geröstetes, zerquetschtes und mit Datteln vermischtes Getreide,) Säcke wegwarfen und schnell davonritten. Deswegen wurde diese Verfolgungsjagd als die Gazwa von Sawiq bekannt.


 



 *Gazwa: Schlacht (Krieg) im Namen der Religion, an welcher der Prophet persönlich teilgenommen hat.