Der Prophet Mohammed (sav) in der Miniaturmalerei

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Donnerstag, 3. Februar 2011

Der Prophet Mohammed (sav) in der Miniaturmalerei

 

Die Abbildung und bildliche Darstellung war und ist im Islam noch immer ein umstrittenes und offenes Thema. Die Muslime waren im Bezug auf die Abbildung des Propheten immer sehr vorsichtig. Im Laufe der Geschichte haben Autoren von Religionsbüchern und Biografien über den Propheten Themen, wie z. B. die Zweiteilung des Mondes durch den Propheten Mohammed (sav), seine Himmelfahrt (Miradsch), für deren bessere Erläuterung und Verdeutlichung bildlich darstellen lassen.

Ab dem 14. Jahrhundert sind Abbildungen des Propheten Mohammed (sav) vorzufinden. In älteren Abbildungen von ihm wurden seine Gesichtskonturen dargestellt, doch achtete man stets darauf, dass die Gesichtszüge des Gottesgesandten nicht gezeichnet wurden. In einigen der früheren Abbildungen wurde sein Gesicht mit einem Lichtschein oder einer Wolke verdeckt, welche auch als Zeichen des Prophetentums dienten; denn diese sind auch Symbole seiner religiösen Persönlichkeit. In späteren Abbildungen wurde sein Gesicht verschleiert. In fast allen Miniaturen ist das Gesicht des Propheten Mohammed (sav) mit einem weißen Schleier bedeckt; er trägt einen weißen Turban und ein langes, grünes Gewand und einen Heiligenschein östlicher Art. In späteren Abbildungen begnügte man sich mit einem Lichtball, in dem der Kopf, oder auch der Körper, nicht abgebildet wurden.

Bei der Islamisierung der Mongolen brachten diese die religiöse Abbildungstradition des Ostens mit sich und im Jahre 1307 n. Chr. entstanden die ersten bildlichen Darstellungen des Propheten Mohammed (sav). Erste Abbildungen findet man in Geschichtsbüchern jener Epoche. In diesen Werken gibt es keinerlei Zeichen, die auf die Heiligkeit des Propheten deuten. Er wurde nur größer als die restlichen Figuren abgebildet, man benutzte also eine hierarchische Perspektive. Auch in dem bekannten Werk über die Weltgeschichte von Reschidüddin Fadlullah, Camiu’t-Tevarih, gibt es eine Abbildung des Propheten. Was hier besonders auffällt, ist die enge Beziehung dieser Darstellungsart zur christlichen Ikonografie. Es gibt auch nichts, was die besondere Stellung des Propheten auszeichnen würde. Ähnlich ist es bei dem Exemplar der Taberi Tarihi in der Freer Gallery in Washington.

Die wichtigsten Abbildungen von Mohammed (sav) sind diejenigen aus der Zeit der Mongolen über die Miradsch (Himmelreise des Propheten). Auch wenn die Texte des dazugehörigen Buches heute nicht mehr vorhanden sind, so sind doch einige der Miniaturen in einem Album erhalten (Bibliothek des Topkapi Palastes in Istanbul, H. 2154). Eine Miradschname (ein Bericht über die Himmelreise des Propheten) mit Text befindet sich in der Bibliotheque Nationale von Paris (Turc. 190). Das im Malatelier des Timuriden Baysungur im Jahre 1436 n. Chr. abgefasste Werk wurde auf uigurisch verfasst und besitzt 57 Miniaturen. Die erste Miniatur zeigt, wie der Erzengel Gabriel (Dschebrail) den Propheten besucht und ihn zur Miradsch einlädt. Auch in dem Buch Hamse von Nizami sind Abbildungen zur Miradsch vorhanden. Zu Beginn dieses Werkes, im Mahzenü’l-Esrar, spricht Nizami über den Propheten Mohammed (sav) und seiner Miradsch. Aus diesem Grund sind die ersten Miniaturen dieses bebilderten Werkes von Nizami auch symbolhafte Miradschabbildungen.

In Biografien des 15. Jahrhunderts trifft man erneut auf Abbildungen des Propheten. Eines dieser Werke wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Timuridensultan Schahruh angefertigt (TSMK, B. 282). Gegen Ende des 15. Jahrhunderts können Abbildungen von Mohammed (sav) auch in anderen Geschichtsbüchern vorgefunden werden; in Werken, in denen vom Heldentum der Gefährten und Verwandten des Propheten, wie Ali (ra) oder Hamza, die Rede ist.

Die wichtigste bebilderte Biografie mit den meisten Miniaturen ist die Siyer-i Nebi von Dariri aus Erzurum, welche im 14. Jahrhundert verfasst und vom osmanischen Sultan Murad III. gegen Ende des 16. Jahrhunderts neu mit Miniaturen zusammengestellt wurde. Gemäß einiger Archivschriften konnte dieses Werk, das aus 349 Teilen besteht und 810 Miniaturen enthält, erst zur Zeit des Sultans Mehmed III. vollendet werden. Das im Jahr 1003 H/1594-95n. Chr. vollendete Werk besteht aus sechs Bänden. Diejenigen, welche an der Fertigstellung des Werkes gearbeitet hatten, erhielten bei dessen Vollendung eine besondere Belohnung.

 

Weitere Werke, in denen der Prophet Mohammed (sav) auf Miniaturen abgebildet ist:

Havername: ein Buch aus dem Jahre 1476, verfasst von Ibn Hüsam. Es beschreibt das Heldentum Alis.

Ravzatü’s-Safa: ein Geschichtsbuch aus dem 16. Jahrhundert, verfasst von Mir Havend.

Kısas-ı Enbiya: verfasst von Nişaburi. In dem Werk sind Abbildungen zu den Lebensgeschichten aller Propheten vorhanden. Exemplare sind in der Bibliothek des Topkapi Palastes in Istanbul vorhanden.

Ahsenü’l-Kibar: ein biografisches Werk erstellt von Hüseyin el-Alevi el-Verami im Jahre 1526 für Shah Tahmasp, dem Safawidenherrscher. Das Werk handelt vom Propheten Mohammed (sav) und den Zwölf Imamen.

Ein weiteres Werk mit Miniaturen aus der Zeit von Schah Tahmasp wurde im Jahre1568 verfasst; dies ist ein Gedichtbuch über das Leben des Propheten mit dem Namen Asar-ı Muzaffer.

Mecalisü’l-Uşşak: ein im 16. Jahrhundert, womöglich von Hüseyin Baykara, dem Sultan des Timurstaates, geschriebenes Werk, welches auch eine Miniatur des Propheten enthält.

Enbiyaname: ein Werk mit Miniaturen, das zur Zeit des osmanischen Sultans Sulayman im Jahre 1558 vom Schahnamedschi (eine Bezeichnung für Geschichtsschreiber) Fethullah Arifi verfasst wurde. Auf zwei Miniaturen wird der Prophet Mohammed (sav) dargestellt.

Zübdetü’t-Tevarih: ein zur Zeit des osmanischen Sultans Murad III., dem Schirmherren der osmanischen Buchkunst, vom Schahnamedschi Seyyid Lokman Urmevi im Jahre 1583-86 niedergeschriebenes Geschichtsbuch. Es enthält zwei Miniaturen des Propheten.

Ahval-i Kıyamet: ein Werk, das vom Jüngsten Tag, welcher nach manchen Überzeugungen Ende 16., / Beginn 17. Jahrhundert, im Jahre 1000 der Hidschra, stattfinden sollte, handelt. Es enthält neben mehreren Darstellungen des Jüngsten Tages auch Miniaturen des Propheten Mohammed (sav).

Fal-ı Kur’an: ein Werk mit Miniaturen, das mehrere Abbildungen zum Islam enthält.

 

Bibliografie: Zeren Tanındı, Siyer-i Nebi, 1984; Osman Şekerci, İslam’da Resim ve Heykel, Istanbul1996.

وَإِذَا سَأَلَكَ عِبَادِي عَنِّي فَإِنِّي قَرِيبٌ أُجِيبُ دَعْوَةَ الدَّاعِ إِذَا دَعَانِ فَلْيَسْتَجِيبُواْ لِي وَلْيُؤْمِنُواْ بِي لَعَلَّهُمْ يَرْشُدُونَ
Fragen dich Meine Diener nach Mir, sage ihnen, dass Ich ihnen nahe bin, ihre Bittgebete vernehme und ihnen stattgebe. Sie sollen sich Mir fügen und fest an Mich glauben, auf dass sie den rechten Weg der Vernunft gehen.